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Reicht bei den Edel-Kombis A4 Avant und V60 auch der Basisbenziner?
Edel-Kombis mit Basisbenziner – ist das zu viel Verzicht? Nee, Audi A4 Avant und Volvo V60 machen sogar richtig Spaß, wie unser Vergleich zeigt.
Man könnte meinen, wir sind alle Krösus, wir haben alle im Lotto abkassiert und zu viele Flausen im Kopf. Bei Polo unter 100 PS runzeln wir die Stirn, beim Golf sind 150 PS Standard – und bei allem darüber muss die Pferdchenzahl mit einer Zwei beginnen, mindestens. Hey, Leute, geht's noch? Beim Vergleich von Audi A4 Avant und Volvo V60 zeigen wir, dass weniger mehr sein kann. Der Einstieg in die noble Welt der Mittelklasse-Kombis klappt auch mit 150 PS. Wetten?
Audi leistet sich beim A4 bisher ungekannte Schwächen
Beginnen wir hoch im Norden. Volvo V60 B3 heißt die Basis mit 163 PS. Dahinter verbirgt sich ein Zweiliter-Benziner, der von einem Elektromotor und einer 48-Volt-Batterie unterstützt wird. Mildhybrid heißt das System; beim Bremsen wird Energie gespeichert, beim Anfahren und Beschleunigen abgegeben. Klingt dynamischer, als es ist. Mehr dazu später. Erst mal der Audi: (Fast) alles ganz normal hier, also Zweiliter-Vierzylinder mit Turbo und 150 PS, im Gegensatz zum Volvo mit Wandlerautomatik koppelt Audi den Motor an ein Siebengang-DSG. Beide sind 4,76 Meter lang, der Volvo hat fünf Zentimeter mehr Radstand und daher etwas mehr Platz hinten. Und ist feiner gemacht! Ja, wir haben Qualitäts-Weltmeister Audi in diesem Kapitel einen Punkt abgezogen, für den A4 gibt es nur 17 von 20, der Volvo liegt mit 18 einen drüber: Unter dem Ladeboden des Avant blankes, eingenebeltes Blech, die Fußmatten hinten nicht befestigt, rutschen wie im VW Up. Hey, Audi, das kann nicht euer Anspruch sein!
In Reihe zwei ist der Volvo größer als sein Konkurrent
Beim Volvo sind nicht nur die Fußmatten fest, du kannst auch eine Klappe im Kofferraumboden hochstellen und arretieren, dann rutschen die Einkäufe nicht hin und her, darunter haben sie den doppelten Boden mit Filz verkleidet. Hinten kommst du in den nicht ganz so dynamisch gezeichneten Volvo besser rein, im A4 stört die schräge C-Säule, um die du den Kopf drehen musst, um kein Hörnchen zu kriegen. Dafür sitzen wir im Audi-Fond bequemer, angenehme Sitzhöhe, bessere Beinauflage. Im Volvo liegen die Oberschenkel nicht auf der Sitzfläche auf, wir müssen die Beine stärker anwinkeln. Das liegt daran, dass Audi mit dem hinteren Fußraum 4,5 Zentimeter tiefer geht. Auch vorn fühlen wir uns bei Audi wohler, was an den guten Sportsitzen (366 Euro) liegt, die perfekten Seitenhalt auch um die Schulter bieten. Außerdem lässt sich im A4 die Kopfstütze nicht nur nach oben schieben, sondern auch nach vorn – gute Erfindung!
Und noch mal Lob nach Bayern: Die neue Connectivity ist mit der intuitiven Touch-Bedienung und der feinen Spracheingabe jetzt fast auf Augenhöhe mit dem teureren A6. Bei Volvo ist sie veraltet, die Menüs sind verschachtelt, die Icons teils zu klein, um da während der Fahrt dranzukommen – und am besten nie mit der Dame im Navi reden, die versteht viel zu oft nur Bahnhof und schlägt dann Ziele vor, die Sie gar nicht auf der Uhr haben.
Das Hybrid-System bringt dem V60 keine Vorteile
Beim Bremsen wird Energie gespeichert, beim Anfahren und Beschleunigen abgegeben –gemessen bringt das Mildhybrid-System im Volvo aber keinen Vorteil! Okay, Anfahren geht im Volvo geschmeidiger, das kann der Wandler naturgemäß besser als der DSG-Audi. Die Werte sprechen aber eine andere Sprache: Von 0 auf 100 km/h in 9,0 Sekunden (Volvo: 10,3), Zwischenspurt von 60 auf 100 in 5,1 (Volvo: 5,7). In allen Disziplinen ist der A4 besser als der Hybrid-Volvo. Beim Verbrauch sind beide auf Augenhöhe: 7,5 zu 7,5 Liter. Liegt daran, dass der Volvo 221 kg schwerer ist. Auch Audi nennt seinen A4 Mildhybrid – allerdings auf 12-Volt-Basis. Über einen Riemen-Starter-Generator gewinnt auch der Audi Leistung zurück, die er in einer separaten Batterie (10 Ah) speichert. Merken wir nicht wirklich, aber dass der Audi mit seiner Dämpferregelung (1004 Euro) feiner federt, dass seine Lenkung immer feinfühlig und direkt arbeitet, das merken wir.
Im Test-Trimm werden die Einstiegsmodelle richtig teuer
Im Volvo ist die Kombination aus viel zu straffem, in einigen Situationen polterigem Fahrwerk und fetter 19-Zoll-Bereifung eine Spur zu hart. Querfugen mag der Schwede überhaupt nicht, hier wünschen wir uns softeres Anfedern, und auch die Lenkung dürfte in der Mittellage mehr Rückmeldung liefern, ist insgesamt zu gefühllos. Das ist alles subjektiv, objektiv gibt es noch einen Unterschied zu bemängeln: Der Audi steht kalt nach 33,2 Metern (Volvo: 35,2), warm nach 33,4 Metern (Volvo: 36,4). Einmal zwei Meter besser, einmal drei – Audi fährt nicht nur besser, er steht auch schneller. Ja, diese Autos sind Einsteiger-Autos. Aber eben in die noble Welt, die ist teuer. Unter 38.000 Euro Startpreis ist die eine Wahrheit, 5000 bis 7000 Euro für Extras, damit's fein wird, die andere. Und so summiert sich der A4 mit Virtual Cockpit, Navi, Komfortfahrwerk, Sportsitzen und 18-Zöllern auf 43.525 Euro, ist damit sogar 2310 Euro günstiger als der V60.
Der kostet mit Head-up-Display, Akustikverglasung, Adaptivfahrwerk und 19-Zöllern 45.835 Euro. Das sind 87,14 Euro pro AUTO BILD-Punkt und somit 8,29 Euro mehr als beim A4. Und der ist 26 Punkte besser. Aber wetten, dass sie bei Audi jetzt viel mehr über Fußmatten und Laderaum-Abdeckungen reden?
Das Fazit: Reicht ein 150-PS-Benziner in einem 4,76-Meter-Kombi? Ja, reicht! Audi und Volvo zeigen, dass die Basisvariante keinen Verzicht bedeutet. Am Ende siegt der Audi, weil er das bessere Fahrwerk hat, die feinfühligere Lenkung. Und weil er im bewerteten Test-Trimm 2310 Euro günstiger ist.
Das Fazit: Reicht ein 150-PS-Benziner in einem 4,76-Meter-Kombi? Ja, reicht! Audi und Volvo zeigen, dass die Basisvariante keinen Verzicht bedeutet. Am Ende siegt der Audi, weil er das bessere Fahrwerk hat, die feinfühligere Lenkung. Und weil er im bewerteten Test-Trimm 2310 Euro günstiger ist.
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
August 23, 2020 at 11:00AM
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