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Thursday, July 30, 2020

Daniel Abt über Audi-Rausschmiss: "Weiß jetzt, wer meine wahren Freunde sind" - FOCUS Online

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Abt über Audi-Rausschmiss: "Weiß jetzt, wer meine wahren Freunde sind und wer nicht"

Formel-E-Pilot Daniel Abt startet beim Saisonfinale in Berlin nicht mehr für Audi. Der Kemptener geht für das chinesische Team NIO 333 an den Start, nachdem er bei den Ingolstädtern wegen des Einsatzes eines professionellen Konsolenfahrers bei einem virtuellen Rennen vor die Tür gesetzt wurde. Bei FOCUS Online spricht er über den Rausschmiss bei Audi und sein Comeback.

FOCUS Online: Wie große ist die Freude, dass wieder Rennen in der Formel E gefahren werden?

Daniel Abt: Die Vorfreude ist groß. Alle freuen sich, dass wir jetzt wieder Rennen fahren können nach so einer langen Pause. Berlin ist für mich immer etwas Besonderes, auch wenn die Rennen in diesem Jahr unter etwas anderen Umständen stattfinden. Aber es ist immer wieder schön dort zu sein. Für mich ist es außerdem eine spezielle Herausforderung, weil ich mit einem neuen Team an den Start gehe. Das wird spannend.

FOCUS Online: 2018 waren Sie der erste Fahrer in der Formel E, der von der Pole Position einen Start-/Zielsieg feierte und die schnellste Rennrunde absolvierte.

Abt: Das war der perfekte Tag. Das gab es danach nie wieder in der Formel E und wird es so wahrscheinlich auch nicht noch einmal geben. Für mich ist es eine tolle Erinnerung, dass ich diese Bestmarke auch noch bei meinem Heimrennen in Berlin aufgestellt habe. Diese Emotionen und dieses Glücksgefühl, welche ich damals erlebt habe, kann einem auch niemand nehmen. Das ist schon etwas Großartiges. Aber jetzt werden die Karten neu gemischt.

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FOCUS Online: In Berlin werden drei Mal zwei Rennen gefahren. Was sind die speziellen Charakteristika der Strecke, bei der auch gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird?

Abt: Ich denke, dass es anspruchsvollere Strecken gibt, weil Berlin jetzt kein klassischer Stadtkurs ist. Aber die Charakteristik ist schon besonders, weil der Belag ein ganz anderer ist. Vom Fahren und vom Setup ist diese Strecke nicht mit anderen Rennen zu vergleichen, die man sonst aus dem normalen Formel-E-Rennkalender kennt. Die Herausforderung ist, dass man sich in kurzer Zeit umstellen muss, auch was das Energie-Management angeht. Statt sich auf eine Strecke, müssen sich alle Fahrer jetzt auf drei vorbereiten. Da muss man die dreifache Arbeit leisten in so knapper Zeit wie noch nie.

FOCUS Online: Das chinesische Team NIO 333 hat Sie mit offenen Armen empfangen. Wie schwer wird es, sich an das neue Auto anzupassen?

Abt: Man muss realistisch bleiben. Das Team hat in dieser Saison noch keine Punkte in der Formel E eingefahren. Sie haben eine harte Phase hinter sich. Aber ich bin in das Team gekommen und habe viele motivierte und talentierte Leute kennengelernt. Ich weiß, dass sie sich viel Mühe geben, um bessere Resultate hinzubekommen. Dass man die Hardware und den Motor nicht austauschen kann, ist klar. Deshalb kann man auch nicht erwarten, dass wir allen um die Ohren fahren. Das ist nicht realistisch. Aber vielleicht ist es nicht schlecht, als Underdog nach Berlin zu kommen, um den einen oder anderen zu überraschen.

FOCUS Online: Welche Platzierung wäre für Sie realistisch?

Abt: Das ist schwer zu sagen, aber alles in den Top 10 wäre auf jeden Fall positiv.

FOCUS Online: Sie sind einer von vier Piloten, die seit 2014 alle 63 Rennen absolviert haben. Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie nach der Trennung von Audi in der Formel E weiterfahren können?

Abt: Es ist natürlich schön, dass ich weiter in der Formel E fahren und meine Serie mit den Rennen weiter ausbauen kann. Für einen kurzen Moment nach der Trennung von Audi habe ich nicht mehr daran geglaubt. Irgendwie fühlt es sich jetzt wie ein Comeback an, obwohl ich gar nicht weg war. Das ist ein bisschen komisch. Aber ich war von Anfang an dabei und habe immer alles getan, um diese Serie zu pushen. Ich habe immer an die Formel E geglaubt. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

FOCUS Online: Wollen Sie sich in Berlin auch für Teams in der kommenden Saison empfehlen? 

Abt: Auf jeden Fall. Die Rennen in Berlin geben mir die Chance, dass ich mich nicht sang- und klanglos aus der Formel E verabschieden muss, wie es zuletzt einmal kurzzeitig aussah. Jetzt kann ich mich noch einmal präsentieren und das Beste geben. Dann kann man schauen, was sich daraus entwickelt. Nach der Trennung von Audi hätte ich auch nicht gedacht, dass ich von NIO 333 eine neue Chance bekomme. Aber auf einmal war sie da, um in Berlin auch weiter in der Formel E zu fahren. Jetzt möchte ich diese Chance nutzen, um mich für neue Aufgaben oder ein anderes Team zu empfehlen.

FOCUS Online: Im Mai kam es zur Trennung mit Audi, weil Sie bei einem virtuellen Rennen einen professionellen Konsolenfahrer eingesetzt haben. Welche Schlüsse haben Sie persönlich aus dieser Aktion gezogen?

Abt: Egal, was man im Leben macht, man zieht im Leben immer seine Lehren aus dem, was man getan hat. Aus Veränderungen kann immer wieder etwas Neues und Gutes entstehen. Natürlich war das eine sehr wilde Zeit und ich habe es mir so nicht gewünscht. Aber wenn ich eins daraus gelernt habe, dann dass man in solchen Phasen weiß, wer die wahren Freunde sind und wer nicht. Das ist wichtig zu wissen. Dieses Thema ist für mich aber abgeschlossen. Ich konzentriere mich jetzt auf die Zukunft und bin guter Dinge.

FOCUS Online: Angeblich wollte Audi Sie loswerden. Stimmt das?

Abt: Ich denke, dass muss man Audi fragen. Ich kann das nicht beurteilen. Eins ist auf jeden Fall klar, dass es nach der Saison nicht weitergangen wäre. Somit kam es vielleicht auch nicht ungelegen. Das war eine Entscheidung aufgrund einer Aktion von mir, aber warum und weshalb ich vor die Tür gesetzt wurde, kann ich nicht sagen.

FOCUS Online: In Berlin werden Sie ihre Ex-Teamkollegen von Audi wiedersehen. Wird es trotz der Trennung eine kurze Begrüßung geben?

Abt: Ich denke schon, denn da ist nichts vergiftet zwischen uns. Es gibt aber den einen oder anderen, dem ich natürlich lieber hallo sage. Dieses Kapitel ist für mich abgeschlossen. Ich bin auch keiner, der mit schlechter Laune an seine Aufgaben herangeht. Da muss man drüberstehen und professionell weiterarbeiten. 

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July 31, 2020 at 04:01AM
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