Der Volkswagen-Konzern hat - nur Wochen nach dem Desaster mit einem rassistischen Clip für den neuen VW Golf - erneut massiven Ärger wegen einer Werbung. Diesmal betrifft es die Tochterfirma Audi: Gezeigt wird das Foto eines kleinen Mädchens vor dem Kühlergrill eines Audi RS4. Es trägt ein kurzes Sommerkleid, Jeansjacke und Sonnenbrille und isst eine Banane. Darüber steht in einem Tweet die Botschaft des Herstellers: "Lets your heart beat faster - in every aspect" - übersetzt: Lässt dein Herz schneller schlagen - in jeder Hinsicht.
Audi entschuldigte sich nun für das Foto. Der Autohersteller hatte das Motiv am Sonntag auf seinem offiziellen Twitteraccount gepostet. Der Tweet ist nach wie vor zu sehen, obwohl Audi angekündigt hat, das Foto nicht mehr zu verwenden. Man wolle vollständige Transparenz wahren und eine offene Diskussion und Aufarbeitung ermöglichen, heißt es dazu bei Audi.
Binnen Kurzem meldeten sich zahlreiche Twitter-Nutzer mit harscher Kritik: Gerade kleine Kinder würden im Straßenverkehr immer häufiger schlicht übersehen, auch weil die Maße der Autos in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt hätten und diese zudem immer stärker motorisiert seien. Es sei geschmacklos, gerade eines dieser potenziellen Opfer vor einem Kühlergrill zu zeigen und damit für das Auto zu werben, so der Tenor.
Ein Twitter-Nutzer verdeutlichte das mit der Gegenüberstellung des Audi-Motivs mit einer Karikatur von Martin Perscheid:
Zwar handelt es sich bei dem beworbenen Audi-Modell nicht um einen der zahlreichen SUVs im Angebot des Ingolstädter Herstellers, deren Kühlergrille tatsächlich teilweise noch erheblich höher sind als der des RS4 Avant. Der ist ein eher klassischer Kombi, allerdings mit 450 PS extrem stark motorisiert.
Am Montagnachmittag reagierte Audi auf die vielstimmige Kritik auf Twitter - und bat um Entschuldigung. Allerdings nicht, ohne zuvor noch ausführlich zu beteuern, dass dem Konzern die Verkehrssicherheit wichtig sei. Man kümmere sich um Kinder, das Audi-Modell habe mehr als 30 Fahrassistenzsysteme, etwa ein Notbremssystem, schrieb Audi auf Englisch. Daher habe man das Modell für die Kampagne auch mit verschiedenen Familienmitgliedern in Szene gesetzt - auf der Produktseite sind noch weitere Motive zu sehen: die Eltern des Kindes in Lederjacke und mit Sonnenbrille etwa.
"In Zukunft nicht mehr nutzen"
Man habe zeigen wollen, dass die Sicherheitstechnik so verlässlich sei, dass sogar die schwächsten Verkehrsteilnehmer sich entspannt darauf verlassen könnten - ein englisches Wortspiel mit "to lean on", was sowohl "sich auf etwas verlassen" als auch "sich an etwas lehnen" bedeuten kann.
Erst nach diesen Erklärungen folgt die Abbitte: "Wir entschuldigen uns aufrichtig für dieses unsensible Bild und versichern, es in Zukunft nicht mehr zu nutzen", schreibt Audi. Und kündigt an: "Wir werden zudem unverzüglich intern untersuchen, wie diese Kampagne entstanden ist und ob Kontrollmechanismen in diesem Fall versagt haben."
Die Darstellung eines potenziell besonders im Straßenverkehr gefährdeten Kindes vor einem Kühlergrill war allerdings nur ein Kritikpunkt auf Twitter, wenn auch der am häufigsten geäußerte. Ein zweiter Kritikpunkt bezog sich auf die Aufmachung und Pose des Mädchens - die von Nutzerinnen und Nutzern als sexualisiert empfunden wurde: ein kleines Mädchen in einem kurzen Sommerkleid mit Tiermuster, das eine Banane - ein Phallussymbol - isst. Das auch noch kombiniert mit dem Claim: "Lässt dein Herz schneller schlagen - in jeder Hinsicht."
Zu diesen Vorwürfen äußerte sich Audi in seiner Entschuldigung nicht.
August 04, 2020 at 06:12PM
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Mädchen vor Kühlergrill: Audi entschuldigt sich für Werbung - DER SPIEGEL
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